Antisemitismus bekämpfen? Ernsthaft?

Avatar von jakob68

Am 9. Mai wird in Aachen der Karlspreis verliehen: an Rabbiner Pinchas Goldschmidt , den Präsidenten der orthodoxen europäischen Rabbinerkonferenz CER, und an die jüdischen Gemeinschaften Europas. Ein Preis an eine diskriminierte Gruppe: Wie viel kann das nützen?

Von Gerald Beyrodt

Wann immer in Deutschland Steine oder Molotowcocktails auf Synagogen fliegen, eine Jüdin bespuckt oder ein Rabbiner zusammen geschlagen wird, spulen die nicht jüdischen Deutschen das gleiche Reaktionsschema ab. Es hagelt Beteuerungen, dass man dieses und jenes nicht zulasse – meistens das, was man gerade zugelassen hat.

Dann werden Zeichen gesetzt: floskelreiche Sonntagsreden gehalten, Denkmale enthüllt, Kerzen angezündet, Solidarität ausgesprochen. Oder Preise verliehen. Als in Berlin Rabbiner Daniel Alter zusammengeschlagen wurde, hat er hinterher den Bambi bekommen.

Wieder sind Jüdinnen und Juden in Bedrängnis, wegen der drastisch gestiegenen Zahl antisemitischer Delikte seit Beginn des Gaza-Krieges, wegen antisemitischer Camps an Unis in den USA, wegen antisemitischer Demos in ganz Europa. Und wieder gibt es ein Zeichen. Das Aachener Direktorium verleiht den Karlspreis an Rabbiner Pinchas Goldschmidt, den Vorsitzenden der orthodoxen Europäischen Rabbinerkonferenz. Und sie verleiht ihn an die jüdischen Gemeinschaften Europas.

Es gehe um ein „Signal“ heißt es in der Begründung. Die Stadt Aachen hat einiges unternommen, damit es nicht beim reinen Zeichensetzen bleibt. Preisträger Goldschmidt ist ein Rabbiner, der Europa immer wieder den Spiegel vorhält und auf die Formen des Antisemitismus hinweist: den rechten, den linken, den islamistischen, den aus der Mitte der Gesellschaft . Außerdem hat es in Aachen ein umfangreiches Vortragsprogramm zu Antisemitismus und Judentum gegeben.

Doch aus der deutschen Gesellschaft müssen mehr Handlungen kommen. Wenn in Deutschland gegen Antisemitismus demonstriert wird, dann sind das meist nur einige Hundert Menschen. Es heißt immer in den Sonntagsreden, wenn es Juden schlecht gehe, dann gehe es der Demokratie schlecht. Ist das wirklich angekommen? Hat die deutsche Gesellschaft wirklich begriffen, dass Antisemitismus ihr ureigenes Problem ist? Ist sie wirklich bereit, ihn als Problem ernst zu nehmen? Ihn in all seinen Formen zu sehen und vor allem zu ächten?? Bislang kann man diese Fragen nur mit Ja und Nein beantworten. Und Jein ist nicht genug.


Eine Antwort

  1. Uli Burgwinkel

    vollkommen mir aus der See

    Like

Hinterlasse eine Antwort zu Uli Burgwinkel Antwort abbrechen