Fritten, Liebe, Hoffnung

Avatar von jakob68

Diesen schönen Text über die Parallelen zwischen warmem Frittierfett und warmen geistlichen Worten habe ich letztes Jahr im April geschrieben. Offenbar gab es damals heiße Diskussionen um eine angebliche Frittenkrise. Hatte ich schon wieder fast vergessen.

Von Gerald Beyrodt

In der Ukraine herrscht Krieg, in Deutschland herrscht Frittenpanik. Die Fritten werden teurer, weil das Frittierfett knapp wird, und das hat diverse Boulevardzeitungen fett schockiert. Rechtzeitig zur Frittenkrise kam der katholische Bischof Georg Bätzing mit der Nachricht um die Ecke, Hoffnung sei ein Lebensmittel. Keine mir bekannte Imbissbude hat bislang Hoffnung ins Angebot genommen. Vielleicht weil der Bischof offengelassen hat, ob man die Fritten, den Ketschup oder die Majo durch Hoffnung ersetzen kann.


Bischöfe, Pastoren und –innen, Rabbiner und -innen, Imame und -innen, also nennen wir sie alle vereinfachend Popen, haben einiges mit Frittenverkäufern gemeinsam. Erstens haben sie häufig spezielle Arbeitskleidung. Zweitens müssen sie das anbieten, was sie im Angebot haben. Fritten oder Ketschup hatte der Bischof nicht da. Da hat er halt Hoffnung angeboten. Und noch eine Gemeinsamkeit gibt es zwischen Religionsvertreterinnen und Imbissverkäufern: Das Fett spielt eine große Rolle. Bei den einen trieft das Frittierfett, bei den anderen trieft der Schmalz. Die einen bieten Lebensmittel an, die meist ungesund sind, die anderen bieten Metaphern und Botschaften an, die häufig nicht richtig hinkommen, aber den Eindruck erwecken, sie würden irgendein aktuelles Problem lösen. Schon klar: Die christlichen Evangelien haben den Ukrainekonflikt eigentlich schon vor zweitausend Jahren gelöst, weil darin ab und an vom Frieden die Rede ist. Tja und Rabbiner habe ich auch schon sagen hören, dass jüdische Verbot von Teigigem wie Brot und Nudeln am Pessachfest diese Woche solle unsere Beziehungen entsäuern. Geht’s noch? Entsäuerte Beziehungen? Davon ist in der Pessachgeschichte leider nicht die Rede, sondern vom der Flucht aus Ägypten, aber ist ja egal, der Ausdruck „entsäuerte Beziehungen“ klingt totschick und stellt einen geschickten Balanceaktzwischen der Welt zwischen Küchenpsychologie und der Welt des Basenfastens dar. Man nimmt, was man im Angebot hat und ändert die Verpackung. Ungemein hilfreich ist dabei der Hang zum Rumsülzen – und so religionsverbindend. Überdies ist Sülze ein Lebensmittel. Vielleicht hätte der Bischof statt Hoffnung Sülze anbieten müssen. Die Frittenbuden wären sicher darauf angesprungen.


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