ÖRK-Papier: Rat der Selbstgerechten

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Der Weltkirchenrat ÖRK hat großzügiges Israel-Bashing betrieben und Völkerrechtsverletzungen ausschließlich auf israelischer Seite gesehen. Warum? Weil Judenhass und Gerechtigkeitsdiskurse hervorragend zusammenpassen. Das gilt leider auch in Deutschland. Da kann sich die Evangelische Kirche in Deutschland EKD noch so sehr distanzieren.

Von Gerald Beyrodt

Man muss es sich vorstellen: Die Religion, die den Judenhass wesentlich mitgeprägt hat, betreibt großzügiges Israel-Bashing. Und nicht irgendeine christliche Institution, nein, der Weltkirchenrat. Der hat Israel Apartheid vorgeworfen. Er hat das „Leid, das den Menschen in Gaza zufügt“ werde, benannt und das im Westjordanland. Er kritisiert selbstverständlich nur die israelische Seite und fordert , na was — Sanktionen gegen Israel. Dass die palästinensische Seite, deren Regierung in Gaza leider die Hamas ist, diesen Krieg begonnen hat, ist dem Weltkirchenrat nicht aufgefallen. Er fragt auch nicht , von welchem Völkerrecht der Überfall auf Israel gedeckt war, und auch nicht, welche moralischen Standards den Pogrom, die geradezu lustvollen Morde und ebenso lustvollen Vergewaltigungen erlaubt haben. Dass immer noch Geiseln in Haft sind, ist den Vertretern von Nächstenliebe und Barmherzigkeit entfallen.

Ich verstehe sehr gut: Der Weltkirchenrat will sich auf die Seite der Entrechteten und Unterdrückten stellen. Dumm nur, wenn immer schon vorher feststeht, wer die Entrechteten und Unterdrückten sind. Der Apartheidsbegriff macht es überdeutlich: Palästinenser werden umstandslos dem „globalen Süden“ zugeschlagen, der offenbar per se unterdrückt und immer im Recht ist. Und Israelis dem globalen Norden, den Kolonialherren und Unterdrückern. War da was mit vertriebenen und entrechteten Juden? Offenbar nicht. Justizia, die Gerechtigkeit, hat in der figürlichen Darstellung verbundene Augen und trägt eine Waage – doch das mit dem Abwägen hat der Weltkirchenrat nicht so recht kapiert.

Zwar spricht die Stellungnahme vom Antisemitismus, den die Verfasserinnen und Verfasser aus unerfindlichen Gründen gar nicht so gut finden, und von jüdischen Brüdern und Schwestern. Doch wie glaubwürdig ist das? Nach dem kirchlichen Antijudaismus ist der moderne Antisemitismus durch die Behauptungen von der geheimen jüdischen Macht und der jüdischen Weltverschwörung hervorgetreten. Und wo sieht der Weltkirchenrat das jüdisch geprägte Land? Auf der Seite Macht. Wer trägt die Schuld an allem? das jüdisch geprägte Land. Dass der Weltkirchenrat in irgendeiner Weise über die eigene Rolle bei der Entstehung von Judenhass und Antisemitismus nachdenken würde, lässt er in diesem Schreiben nicht erkennen. Wenig Selbstreflexion, viel Selbstgerechtigkeit.

Die Evangelische Kirche in Deutschland EKD hat sich von der Stellungnahme distanziert. Aber reicht das? Es reicht nicht – findet Rabbiner Pinchas Goldschmidt, Vorsitzender der orthodoxen Europäischen Rabbinerkonferenz. Die Evangelische Kirche in Deutschland soll aus dem Weltkirchenrat austreten, fordert Goldschmidt. Ob das die Lösung ist, weiß ich nicht. Aber eines ist sicher: Nur distanzierende Stellungnahmen zu unterschreiben, kann nicht alleine die Lösung sein. Viel zu viele Christinnen und Christen in Deutschland denken wie die Verfasser des Papiers- gerade solche Christen, die besonders mit Gerechtigkeitsthemen befasst sind. Da ist auch in Deutschland die Versuchung groß, sich auf die Seite der vermeintlich Schwachen zu stellen. Ich weiß, es gibt in Deutschland viele christlich-jüdische Dialoginitiativen und einige Ansätze der Selbstreflexion in den Kirchen. Meinem Eindruck nach beschränkt sich das aber auf Wohlmeinende. Auch in den deutschen Kirchen gilt: Wie tief der Hass auf Juden in der christlichen Geschichte n verwurzelt ist und weiterwirkt, will man oft nicht allzu genau wissen.


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