Der Weg zur Synagoge ist trotz moderner Verkehrsmittel meistens holprig und schwierig. Irgend etwas geht immer schief. Doch dann ist ein Wunder geschehen.
Von Gerald Beyrodt
Unsere Synagoge liegt irgendwo in der Walachei. Nur offiziell gehört die Gegend noch zu Köln, inoffiziell gehört das zur Taiga. Jedes Mal, wenn ich hinfahren will, gibt es irgendein Verkehrsproblem. Die erste U-Bahn kommt nicht. Die zweite, deren Anschluss ich erreichen muss, verpasse ich. Und dann muss ich 20 Minuten warten.
Manchmal kommt die erste U-Bahn auch, aber ich verpasse trotzdem den Anschluss zur zweiten. Irgendein Problem gibt es immer.
Ich habe mich schon diszipliniert, rechne pflichtschuldig mit irgendwelchen Fahrplan-Apps aus, welche Bahn ich nehmen muss, was ich inmitten ein- und derselben Stadt als Zumutung empfinde. Aber meistens kommt die Bahn nicht, wann es die App angibt, und ich strande wieder an irgendeiner Umsteigestation.
Häufig habe ich inzwischen die Taxe genommen. Zwar habe ich gehört, dass das Taxigewerbe in der Krise sei, aber nach meinen häufigen Fahrten am Freitagnachmittag dürfte diese Krise inzwischen behoben sein.
Neulich war es nach der Arbeit viel zu spät, um noch mit der Bahn zur Synagoge zu kommen, dachte ich. In die App hatte ich auch nicht geschaut. Trotzdem war ich zu geizig, in eine Taxe zu steigen und habe erste einmal die U-Bahn benutzt.
Der Gedanke: Ich kann ja noch unterwegs auf das Taxi umsteigen. Und dann ist es passiert. Als ich am Ebertplatz umsteigen wollte, ist die nächste Bahn innerhalb von vier Minuten gekommen, und ich war pünktlich in der Synagoge.
Wer Köln kennt, der weiß: Da ist es echtes Wunder passiert. Ich finde andere Wunder auch ganz nett – zum Beispiel das Ölwunder von Chanukka oder die Teilung des Meeres. Aber da war ich nicht dabei. Das Walachei-Wunder von Köln, das kann ich bezeugen.

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