Der Mann, der Deutschland aus der Bahn wirft

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Yasmin Fahimi? Wer war das noch? In meinem Bekanntenkreis kennen nicht alle die DGB-Vorsitzende. Aber Lokführer Claus Weselsky kennen alle. Die Meinungen sind sehr unterschiedlich zu ihm. Aber jeder hat eine Meinung zu Claus Weselsky. Der Mann ist einfach großes Kino. Eine Glosse.

Von Gerald Beyrodt

Er ist der Vorsitzende einer kleinen Gewerkschaft und ich kenne seinen Namen: Claus Weselsky. Auch in meinem Bekanntenkreis kennen ihn alle. Er ist bekannt als – der Terminator.

Man kauft sich eine Fahrkarte, setzt sich gemütlich in den Zug, und dann weiß man nie, ob Claus Weselsky zwischen Fahrkartenkauf und Einsteigen einen neuen Wellenstreik ausgerufen hat. Claus Weselksy ist der Mann, der Deutschland aus der Bahn wirft.

Viele meiner Bekannten finden: Claus Weselsky ist der Killer des geplanten Reisens, der Terminator. Während Arnold Schwarzenegger als Terminator gekonnt seinen österreichischen Dialekt ins Amerikanische eingeflochten hat, besticht Weselsky durch seinen sächsischen Akzent.

Einziger Unterschied: Claus Weselsky hat meines Wissens keinen einzigen „Mister Universe“-Titel gewonnen. Warum, weiß ich nicht. Am zu kleinen Ego kann es nicht liegen.
Dafür lässt Weselsky beim Verhandeln oder besser gesagt bei seinen dauernden Verhandlungsabbrüchen die Muskeln spielen, zeigt der Gegenseite, dass er überhaupt nicht verpflichtet ist, versöhnlich oder nett zu sein.

Er lässt alle wissen, was er drauf hat, welche Schiene, welchen Zug, welche Fahrt er noch stoppen kann. Der gelernte Lokomotivführer weiß, wie man anderen Dampf macht. Und: Er kann so wunderbar entgleisen.

In meinem Bekanntenkreis gibt es sehr unterschiedliche Meinungen zu ihm. Der Punkt ist: Jeder hat eine Meinung zu Claus Weselsky. Zu Yasmin Fahimi, der-DGB-Vorsitzenden, hat in meinem Bekanntenkreis kaum jemand eine Meinung, und viele müssen überlegen, wer das überhaupt ist. Dabei hat sie viel mehr Gewerkschaftsmitglieder hinter sich. Wieso weiß ich sofort, wer Claus Weselsky ist?

Weil der Mann einfach großes Kino ist. Wir wollen in der Öffentlichkeit Helden und Schurken. Auf jeden Fall wollen wir klare Figuren, die wir hassen oder lieben können, ob Engel oder Teufel ist egal.


Wir wollen keine Gremien, wir wollen Typen. So ein Papst, der diktatorisch was bestimmen kann und immer mal wieder was verbietet und auch gerne mal senil ist, ist medial viel besser als ein irgend ein Ja-aber-Gremium.

In Zeiten von Olaf Scholz wünschen wir uns die Politiker mit den Ecken und Kanten zurück, die Wehners und Brandts. Ob Weselky ein Held oder Schurke, ein Engel oder Teufel ist, darüber sind sich meine Freunde und Bekannten höchst uneins.
Aber man kann sich so prima darüber unterhalten, ob er nicht doch das eine und nicht das andere ist. Claus Weselsky ist aus dem Stoff, aus dem Hollywood ist.
Und deshalb vermute ich mal, dass er schon mit Netflix verhandelt über eine Serie. Arbeitstitel: Der Einheizer. Noch steht der Vertrag nicht, würde ich denken. Ich tippe mal, der Lokomotivführer wird viel Kohle machen. Denn aus seinen Verhandlungen mit der Bahn weiß er, wie man das meiste rausholt.


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